Das Wort Iaido besteht aus zwei Silben: iai und do. Die Silbe iai setzt sich aus zwei Schriftzeichen zusammen. I(ru) = sein und ai(au) = zusammen, Harmonie. Beides zusammen bedeutet soviel wie „ganz dabei sein“. Die zweite Silbe do bedeutet Weg. Mit diesem Weg ist der Verlauf der persönlichen Entwicklung und Ausbildung gemeint. Im Mittelpunkt des do steht immer das Üben einer bestimmten Fertigkeit mit einem überwiegend spirituellen Aspekt. Anders als bei europäischen Sportarten, in denen die charakterliche Bildung nur eine Randerscheinung ist, wenn sie denn überhaupt passiert, steht diese beim do im Mittelpunkt. Das Ziel liegt in der Ausbildung der in jedem Menschen befindlichen Fähigkeiten, damit er sein Leben mit Bewusstsein und Erkenntnis füllen kann.
Aufgabe des Iaido ist das Erlernen, wie man das Schwert in allen möglichen Situationen gezielt und sicher bewegen kann. Dies alleine reicht aber nicht aus. Denn dann würde man bei der Schwertkampftechnik Iaijutsu stehen bleiben. Hier ist irgendwann kein wahrer Fortschritt mehr möglich. Darüber hinaus geht es beim Iaido nicht nur um die Methode, andere mit dem Schwert zu töten, sie zu besiegen, sondern um die Überwindung des eigenen Egos. Das eigene Selbst soll durch das Schwert getroffen und besiegt werden.
Der ernsthaft Übende wird durch die vielen Schwierigkeiten beim Beschreiten des Weges zu einer intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst gezwungen. Die Überwindung und das stete Bemühen zur Verbesserung sind der Kern der Ausbildung. Die klassische Situation des Schwertkämpfers sich mit seinem Gegner auseinandersetzen zu müssen steht im Iaido stellvertretend für die Handlungen in unserem modernen, täglichen Leben.
Saya no uchi no kachi saya ist das größte Ziel. Siegen, ohne das Schwert zu ziehen.
Iaido beinhaltet letztendlich die vorausschauende und im Einklang mit den Umständen angemessene Handlung.
Das japanische Schwert, katana, ist in der ganzen Welt berühmt. Nicht nur wegen seiner materiellen Eigenschaften. Das Tragen und der Gebrauch dieser Waffe war lange Zeit alleiniges Vorrecht der japanischen Kriegerklasse, der Samurai. Doch ist das katana viel mehr, als nur eine Blankwaffe. Es war und ist immer noch Ausdruck der Samurai-Kultur. Denn es war nicht nur Waffe, sondern es diente auch der charakterlichen Erziehung und Weiterentwicklung der Samurai.
Im heutigen Iaido-Training werden drei Arten von Schwerter benutzt.
Das bokken, ein Holzschwert für Partner-Übungen und Grundlagen-/Aufwärmtechniken. Das iaito, es entspricht einem scharfen Schwert in Form, Länge, Gewicht und Aussehen. Die Klinge ist aber ungeschliffen. Und zuletzt das scharfe Schwert, auch als shinken bezeichnet. Welches aber erst nach vielen Jahren des intensiven Trainings richtig benutzt werden kann.
Trainiert wird traditionell in extra dafür eingerichteten Übungshallen, dojo (der Ort des Weges). Die Kleidung besteht aus einem weiten Hosenrock (hakama), einer Jacke (gi) mit Unterhemd (hadagi) und einem breiten Gürtel (obi). Die Farben sind dunkel gehalten, meistens schwarz oder dunkelblau. In Japan ist es auch üblich in weißer Kleidung Iaido zu üben.
Der Anfänger lernt zu erst die einzelnen Elemente, aus der eine kata besteht. Eine kata ist ein vorgegebener Bewegungsablauf, der einem realen Schwertkampf nachempfunden ist. Jede kata beinhaltet vier Elemente: Ziehen des Schwertes (nukitsuke), Schnitt (kiritsuke), Schwert reinigen (chiburi) und Schwert wegstecken (noto). Das Besondere am Iaido liegt darin, dass jeder die kata für sich alleine übt, die Gegner sind vorgestellt. Ungefährliche Partnerübungen mit dem bokken sind möglich. Mit ihnen können Funktion, Abstand, Timing und Dynamik einer kata verdeutlicht werden. Fehler entstehen alleine aus einem selber. Belastende Gedanken, naive Vorstellungen oder falsche Bewegungen fordern den Übenden. Dadurch wird das Ausführen der an sich natürlichen Bewegungen schwierig, manchmal auch unmöglich. Erst durch die ständige Annahme dieser Herausforderung gelingt allmählich die eine oder andere Bewegung. Der Übende merkt mit der Zeit, dass die ihm fremde Technik vertraut wird. Sie wird zu seiner eigenen.
Diese Einheit von Geist, Körper und Schwert ki ken tai ichi wird in allen Bewegungen angestrebt.
Im Deutschen Iaido Bund e.V. (DIaiB e.V.) wird als Grundlage, neben den traditionellen Schulen, das Iaido der ZEN NIHON KENDO RENMEI (Alljapanischer Kendoverband) vermittelt. Diese aus mittlerweile zwölf Formen bestehende Grundschule ist 1968 geschaffen worden. In ihr finden sich Techniken vieler historischer Schwertkampfstile wieder. Im ZNKR-Iai werden weltweit Prüfungen und Wettkämpfe abgehalten. Damit besitzen wir eine für alle einheitliche Ausbildung, die offen und überprüfbar, auch für Interessierte anderer Budokünste, ist.
Quelle: © DIaiB e.V. 2005
Zu Beginn sollte ein Anfänger sich erst einmal das Training anschauen, sich ein Holzschwert ausleihen und schauen ob Iaido ein Weg ist, den er gehen möchte. Einem Probetraining mit mehreren Besuchen der Trainingseinheiten steht nichts im Wege. Eine E-Mail an den Vorstand genügt, die E-Mail Adressen finden sich unter Kontakte im Impressum. Damit können dann auch die Trainer Bescheid wissen, damit sich jemand um Anfänger kümmern kann.
Das Kaufen eigener Kleidung oder eines eigenen Schwertes sollte erst mit fachkundiger Hilfe geschehen, um teure Fehlkäufe zu vermeiden. Außerdem können erfahrene Mitglieder wertvolle Tipps geben, was man braucht und wo man es günstig bekommen kann.
Bei gutem Fortschritt im Seitai-Iai kann man zusätzlich von den traditionellen Schulen lernen. Während das Seitei-Iai standardisiert ist, unterscheiden sich die traditionellen Schulen in der Anzahl der Kata,der Ausführung und in der generellen Einstellung zum Kampf. Im Hakushinkai wird die Schule Musô Shinden Ryû unterrichtet. Eine zweite große Schule ist Musô Jikiden Eishin Ryû. Es gibt aber auch noch unzählige kleinere Schulen, die sich z.B. auf den Kampf mit zwei Schwertern, Katana und Wakisashi (Kurzschwert), spezialisiert haben.